Was ist Remote Assistance?
Der Begriff Remote Assistance (Fernunterstützung) beschreibt den Prozess der Remote-Unterstützung von Mitarbeitern im Arbeitsalltag per Videoanruf. Insbesondere wenn unvorhergesehene Probleme auftreten, ist Remote Assistance eine effiziente und schnelle Lösung, um das Problem vor Ort zu beheben, ohne lange auf einen geschulten Experten warten zu müssen. Bisher geschah dies häufig über einen Videoanruf eines fachkundigen Technikers. Bei dem Versuch, über Sprache das Problem und die Lösung zu erläutern, treten häufig schon die ersten Probleme auf: Teile sind schwer definierbar und der Mitarbeiter hat meist nur eine Hand frei.
Immer häufiger etabliert sich deshalb die Nutzung von Head-Mounted-Tablets (HMT) oder Mixed-Reality-Brillen. Der Mitarbeiter hat beide Hände frei und der Experte kann über die Brille sehen, was der Mitarbeiter sieht – und so detaillierte Anweisungen zur Problemlösung geben. Von unseren angebotenen Lösungen sind aktuell insbesondere die Lösungen von RealWear, konkret die HMT-1, und die Mixed-Reality-Brille HoloLens 2 von Microsoft gefragt.
Links: Remote Assistance mit der HoloLens 2.
Rechts: Remote Assistance mit der RealWear HMT-1.
Vorteile von Remote Assistance.
Neben Zeitersparnis, Kostenreduktion und geringerem CO2-Ausstoß als positivem Nebeneffekt durch den Wegfall von Dienstreisen bietet die Möglichkeit zur Hilfeleistung aus der Ferne über die RealWear HMT-1 oder HoloLens 2 noch weitere Vorteile. Beide Lösungen verfügen über eine integrierte Kamera, die das Sichtfeld des Produktionsmitarbeiters an die per Videokonferenz zugeschalteten Experten überträgt. Durch die zusätzlichen Displays auf den Brillen können Informationen direkt neben oder im Blickfeld des Produktionsmitarbeiters eingeblendet werden. Zusätzlich können die zugeschalteten Experten den Mitarbeiter vor Ort durch Markierungen auf kritische Stellen zur Problemlösung hinweisen. Dies beschleunigt und vereinfacht den Prozess der Fehlerbehebung erheblich. Neues Personal kann sich ebenfalls dazuschalten und wird eingearbeitet.
Assisted Reality der RealWear vs. Mixed Reality der HoloLens 2.
Während die RealWear eine Lösung mit Assisted Reality ist, handelt es sich bei der HoloLens um eine Mixed-Reality-Brille. Konkret bedeutet dies, dass die RealWear über ein zusätzliches Display, das sich direkt unter dem Auge befindet, relevante Informationen direkt im Sichtfeld des Nutzers anzeigen kann.
Bei der HoloLens hingegen werden dem Träger die bereitgestellten Hinweise als virtuelle dreidimensionale Objekte der Realität hinzugefügt und im Sichtfeld überlagert eingeblendet. Diese kann der HoloLens-Träger beliebig und nach Bedarf seinem realen Raum anhaften. Durch Raum-Tracking bleiben die Objekte auch genau an der Stelle, von der er sie aufgerufen hat, selbst wenn er seine tatsächliche Position verändert.
Über Microsoft Dynamics 365 Remote Assist können die zugeschalteten Experten Markierungen in der realen Umgebung setzen, die dann ebenfalls durch Raum-Tracking genau an dieser Stelle haften, bis sie wieder entfernt werden. Bei der RealWear hingegen können keine Markierungen im realen Raum vorgenommen werden. Nur durch den Einsatz von Videokonferenzsystemen, z. B. HPE MyRoom, können die Experten in der Ferne trotzdem Markierungen setzen – allerdings nur als statisches Bild, das der Anwender vor Ort dann im Display unter dem Auge sieht.
Remote Assistance bei einer Maschinenwartung: Der Mitarbeiter vor Ort trägt die HoloLens 2 (rechts); ein Mitarbeiter unterstützt den Vorgang aus der Ferne (links), zu dem er über Teams zugeschaltet ist.
Übertragene Zuschauerperspektive.
Ein weiterer Unterschied liegt in der Perspektive der Zuschauer auf das Geschehen vor Ort. Bei der RealWear befindet sich die Kamera links oder rechts neben dem Kopf. Dadurch wird die übertragene Sicht leicht verschoben und der Mitarbeiter vor Ort muss seinen Kopf leicht drehen, um dem Experten den gleichen Blickwinkel zu zeigen. Bei der HoloLens haben die zugeschalteten Experten, durch die Anbringung der Kamera in der Mitte, nahezu die gleiche Sicht wie der Träger.
Bedienung.
Beide Lösungen ermöglichen eine freihändige Bedienung rein über Sprachbefehle. Dies ist insbesondere dann nützlich, wenn der Produktionsmitarbeiter vor Ort beide Hände für Werkzeuge oder die Bedienung der Maschine benötigt. Wenn ein Arbeiter die Steuerung über Gestik bevorzugt, ist dies nur mit der HoloLens 2 möglich.
Unterstützte Collaboration-Plattformen.
Die HoloLens 2 unterstützt primär die Microsoft hauseigene Collaboration-Plattform Teams. Die RealWear hingegen ist universell einsetzbar und erlaubt somit unter anderem die Nutzung von Teams, Webex, HPE My Room und weiteren Tools.
Nutzungseigenschaften.
Die RealWear kann zwar aus technischer Sicht nicht mit der HoloLens mithalten, ist aber deutlich robuster und auch wasserdicht. Damit eignet sie sich besonders für rauere Umgebungen wie Baustellen oder den Außeneinsatz. Das Display der HoloLens ist relativ fragil und empfindlich und eignet sich damit eher für den Innenbereich. Allerdings ist das Display der HoloLens hochklappbar und sammelt damit einen ergonomischen Pluspunkt.
Auch bei der Akkulaufzeit gibt es deutliche Unterschiede: Während der Akku der HoloLens nur knapp 2-3 Stunden hält, kann die RealWear 9-10 Stunden ohne Aufladen genutzt werden.
Preis.
Preislich spielt die HoloLens aufgrund der vielen technischen Möglichkeiten in einer anderen Liga als die RealWear und ist mit knapp 4.000 € fast doppelt so teuer:
Für welche Einsatzmöglichkeiten eignen sich die Brillen?
Aufgrund der hohen Robustheit der RealWear wird sie aktuell vermehrt in der Herstellung, in der Öl-, Gas- und Autoindustrie sowie in der Telemedizin eingesetzt. Anders ausgedrückt: Die RealWear ist unempfindlich gegenüber Dreck und Stößen und eignet sich daher besonders für den Einsatz an schweren und engen Maschinen oder im Außeneinsatz. Die HoloLens wird vor allem im Gesundheitswesen, aber auch zunehmend in der Fertigung und im Einzelhandel eingesetzt.
Wie treffe ich als Unternehmen die Entscheidung für eine geeignete Lösung?
Bevor Sie mit der Implementierung einer Remote-Assistance-Lösung beginnen, empfehlen wir Ihnen, gemeinsam mit uns folgende Anforderungen zu definieren:
- In welchem Tätigkeitsfeld sind Sie unterwegs?
- Mit welchen aktuellen Herausforderungen bei Wartungsarbeiten haben Sie zu kämpfen?
- Was sind die Voraussetzungen und Gegebenheiten Ihrer Arbeitsumgebung (z. B. Sicherheitsvorschriften, freihändiges Arbeiten, Umgebungstemperatur des Arbeitsplatzes usw.).
- Was sind Ihre Erwartungen an die Hardware?
- Gibt es bereits einen konkreten Anwendungsfall für Remote Assistance?
- An welche bestehende IT-Landschaft Ihres Unternehmens kann oder sollte die Lösung angebunden werden?
Die Implementierung einer Remote-Assistance-Lösung für Unternehmen ist komplex und sollte ganzheitlich durchdacht werden. Gerne unterstützen wir Sie durch unser Expertenwissen bei der Entscheidung. In einem ersten Gespräch informieren wir Sie umfassend über die verschiedenen Möglichkeiten und sprechen dann konkrete Anwendungsszenarien Ihres Unternehmens durch. Uns ist es wichtig, unser Wissen und unsere Erfahrungswerte weiterzugeben, um ein bestmögliches Konzept für Ihr Unternehmen zu erarbeiten. Neben der RealWear und HoloLens gibt es noch eine ganze Reihe sofort einsetzbarer Möglichkeiten, laufende Prozesse durch Virtual Reality oder Augmented Reality zu unterstützen.
Fazit.
Auch wenn die Anschaffungskosten zunächst hoch erscheinen, amortisiert sich die Lösung innerhalb kurzer Zeit: Setzt man die Anschaffungskosten einem möglichen Produktionsstillstand und den Reisekosten des benötigten Fachmanns gegenüber, ist die Rechnung zügig beglichen.
Ein weiterer positiver Aspekt ist der Nachhaltigkeitsgedanke als gelebtes und konkretes Beispiel in der Unternehmenspraxis, wenn die eine oder andere Geschäftsreise durch Remote Assistance vermieden werden kann.
Wer sich Remote Assistance nur schwer vorstellen kann, hat die Möglichkeit, unseren Bechtle Digital Workplace in Karlsruhe zu besuchen und beide Gestelle sowie weitere Use Cases live zu erleben.