Knapp 60 Mitarbeitende arbeiten in den Krautheimer Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

Foto: Krautheimer Werkstätten.

Unscheinbare Gitterboxen, gefüllt mit Dutzenden ausgemusterten Kabeln, warten einmal pro Quartal im Lager des Client Repair Services (CRS) im Bechtle IT-Systemhaus Neckarsulm auf die Abholung durch die Krautheimer Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Dort verwandeln Mitarbeitende mit wenigen Handgriffen den vermeintlichen Elektronikschrott in Kabelwertstoff für das fachgerechte Recycling. 

„Zuvor haben wir die Kabel an einen kommerziellen Entsorger abgegeben. Auf der Suche nach Möglichkeiten, wie wir die sozialen und ökologischen Ziele unserer Nachhaltigkeitsstrategie konkret umsetzen können, wurden wir auf den Entsorgungsfachbetrieb der Krautheimer Werkstätten aufmerksam. Nach einem Besuch vor Ort und ausführlichen Gesprächen sind wir ins Projekt gestartet. Bisher sind unsere Erfahrungen sehr positiv“, erzählt Heribert Oberhofer, Teamleiter CRS Logistik, Bechtle IT-Systemhaus Neckarsulm.  

Wertvolle Rohstoffe nachhaltig verwertet. 

Im Januar 2023 ging die erste Charge Kabel nach Krautheim, bis zum Jahresende wurden insgesamt vier Tonnen in Krautheim aufbereitet und somit die darin enthaltenen Rohstoffe – allen voran Kupfer – im Sinne der Circular Economy zurück den Kreislauf gegeben. „Wir waren zunächst skeptisch, ob wir die Erwartungen von Bechtle erfüllen können, aber das hat sich schnell aufgelöst. Entstanden ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe“, erzählt Stefan Blank, Geschäftsführer der Krautheimer Werkstätten.

Martin Voigt bereitet im Entsorgungsfachbetrieb der Krautheimer Werkstätten Kabel für das anschließende Recycling auf.  

Foto: Krautheimer Werkstätten.

Berufliche Teilhabe sichern. 

Die Arbeit mit den Kabeln ist bei den Mitarbeitenden sehr beliebt und für die Krautheimer Werkstätten ein wichtiges Projekt, um Menschen mit komplexer Behinderung eine sinnvolle Beschäftigung anbieten zu können. „Wir sind eine der kleinsten Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg und bieten im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen vor allem Menschen mit starker Beeinträchtigung und hohem Pflegebedarf eine berufliche Teilhabe“, erklärt Stefan Blank. Derzeit sind 67 Menschen im Arbeitsbereich beschäftigt.


Schon jetzt können wir durch das Verwertungsvolumen die Beschäftigungsvielfalt und die nachhaltige Beschäftigungssicherheit der besonderen Zielgruppe deutlich verbessern.

Stefan Blank, Geschäftsführer Krautheimer Werkstätten für Menschen mit Behinderung


Im Rahmen des Kabelprojekts sortieren mehrere Mitarbeitende die von Bechtle erworbenen Kabel und knipsen die Steckerverbindungen ab, sodass diese anschließend als Kabelwertstoff auf dem freien Markt einen angemessenen Mehrwert erzielen können. Aus den Einnahmen werden die Arbeitsentgelte der behinderten Mitarbeitenden und Investitionen in die Werkstätte finanziert. „Schon jetzt können wir durch das Verwertungsvolumen die Beschäftigungsvielfalt und die nachhaltige Beschäftigungssicherheit der besonderen Zielgruppe deutlich verbessern“, zieht Stefan Blank Bilanz. 

Langjährige Partnerschaft. 

Bereits seit 2018 sind Bechtle und die Werkstätten über das soziale Bücherspende-Projekt „Inklusion ist Geben und Nehmen“ miteinander verbunden. Bechtle Mitarbeitende spenden Bücher, die in Krautheim einzeln überprüft und im besten Fall bei Booklooker und Amazon als Gebrauchte weiterverkauft werden. Bücher, die „zu gut zum Wegwerfen“ sind, aber nicht mehr in den Zweitverkauf gehen können, stehen im Gegenzug in der Bechtle „Buchbar“ im Empfangsbereich der Konzernzentrale in Neckarsulm zum Lesen für Mitarbeitende und Besucher bereit. „Kein anderer Kooperationspartner betreibt dieses Gebrauchtbücher-Projekt so konsequent und nachhaltig wie Bechtle. Dass wir dieses Projekt ‚wie gute Nachbarn’ und ohne kommerzielle Interessen miteinander umsetzen, ist etwas Einzigartiges“, lobt Stefan Blank. Auch das Bücherprojekt ermöglicht eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit für die Mitarbeitenden der Werkstätten.